Diese Anleitung bezieht sich primär auf die Classic Vespa Vergaser 16/10 oder 16/16 SHB, wie sie z.B. in Smallframe V50 V50 Vespas und Classic APE verbaut werden. Die Absätze über Gemischaufbereitung gelten dabei für alle Classic Vespas, die konkreten Empfehlungen über die Düsen Grössen nur für die „normalen“ SHB Vergaser bei den 50er Vespas / 50er APE.
Gemischaufbereitung Gemischeinstellschraube
Die Gemischeinstellschraube ganz einschrauben und ca. 1,5 Umdrehungen wieder herausdrehen. Dies ist nun die Grundeinstellung.
Im Regelfalle sollte man mit dieser Einstellung auch soweit klar kommen. Wenn man es aber 100% perfekt machen will, dann fährt man jetzt ein paar Kilometer und schaut sich danach das Zündkerzenbild an. An Hand dessen kann man erkennen wie das Gemisch eingestellt ist.
Grundsätzlich unterscheidet man 3 verschiedene Arten (Erscheinungsbild der Elektrode):
… Hellgrau bis Weiß: Das Gemisch ist zu mager, d.h. zu viel Luft und zu wenig Benzin.
Folge: Der Motor bekommt zu wenig Benzin, bringt keine volle Leistung und wird nicht ausreichend geschmiert.
–> Gemischeinstellschraube ein klein wenig herausdrehen.
… Dunkel, Schwarz / rußig: Das Gemisch ist zu fett, d.h. zu viel Benzin und zu wenig Luft.
Folge: Die Zündkerze, Krümmer und Auspuff verrußen, es wird zu viel Benzin verbraucht und der Motor gibt keine optimale Leistung.
–> Gemischeinstellschraube ein klein wenig reindrehen.
OPTIMALE EINSTELLUNG:
Rehbraun: Elektrode und Steg sind bräunlich gefärbt. Das Gemisch ist optimal eingestellt und der Motor bekommt ausreichend Benzin im korrekten stöchometrischen Verhältnis zur Luft. Es wird die optimale Leistung erbracht und gleichzeitig wird auch eine ausreichende Schmierung sichergestellt.
Nach den notwendigen Korrekturen die Zündkerze wieder einschrauben und ein paar KM fahren, um anschliessend erneut die Einstellung zu überprüfen.
Gemischaufbereitung Leerlaufeinstellung
Hält die Vespa ohne Gasgeben das Standgas nicht, dann muss man die Leerlaufeinstellschraube etwas reindrehen. Hierdurch wird der Hebelarm nach oben bewegt und somit der Vergaserschieber etwas weiter geöffnet und somit etwas mehr Sprit zugegeben, sprich gibt etwas mehr Gas.
Dreht die Vespa im Stand zu hoch, dann dreht man die Leerlaufeinstellschraube wieder etwas heraus und reduziert somit die Gemischzugabe, sprich gibt etwas weniger Gas.
Eine optimale Einstellung wäre gegeben, wenn die Vespa eine möglichst niedrige Drehzahl von alleine hält ohne auszugehen.
Dies lässt sich allerdings nur realisieren, wenn bestimmte Umgebungsparameter gewährleistet sind. Hierzu gehören: korrekte Zündeinstellung, gute Zündkerze, korrekte Düsengrößen (mehr hierzu weiter unten), sauber laufendem Gaszug (darf nicht hängenbleiben, sondern muss sauber öffnen und schließen) und vor allem keine Falschluft, weder am Motor selbst als auch am Vergaser (TIP: viele bemessen dem Filz bzw. Gummiring am Vergaserflansch nicht genügend Bedeutung bei – ist aber elementar.)
ACHTUNG: Vor dem ersten Starten lieber die Leerlaufschraube auf Minimalgas stellen (herausdrehen) und sich nach „oben“ herantasten, anstatt den Motor wild nach oben drehend zu starten, weil die Leerlaufeinstellung zu hoch gewählt wurde.
Sollte sich dies mit Einstellen des Leerlaufs nicht beheben, dann gilt zuvor genannte Umgebungsparamter zu überprüfen: Gemischeinstellung kontrollieren / Gaszug bzw. Schieber auf Klemmer kontrollieren. Oftmals ist eine gerissene Litze im Zug der Grund warum der Schieber nicht mehr ganz zurückfährt. Auch kann der oft und gerne verbaute Schraubnippel am Ende des Gaszuges welcher am Gasgestänge eingehängt wird verantwortlich sein. Ganz selten liegt es auch an einem nicht freigängigen Gasgriff bzw. der Mechanik im Lenkkopf.
Sollten alle diese Überprüfungen nichts bringen, dann bitte auf Falschluft überprüfen. Am besten geht dies wenn eine Person mit einem zu niedrigen Standgas die Vespa gerade noch so am Laufen hält und ein Zweiter mittels z. B. Starterspray an den Nahtstellen des Motors und am Vergasereinlassstutzen durch Ansprühen prüft. Zieht der Motor hier irgendwo Falschluft, dann nimmt er das Starterspray dort auf und der Motor dreht schlagartig nach oben.
Voraussetzung für diese Arbeiten ist natürlich, dass alle Simmeringe und Dichtungen des gesamten Systemes in Ordnung sind. Ein defekter Simmerring egal ob Getriebe (Öl) oder Zündungsseitig (Luft) wird sofort das Gemisch im Zylinder negativ beeinflussen. Da hilft der best eingestellte Vergaser dann nichts mehr.
Richtige Bedüsung wählen
Wahl der Hauptdüse
Die Hauptdüse (HD) ist für die Menge Gemisch zuständig, die der Motor im oberen Drehzahlbereich zur Verfügung hat (3/4 bis Vollgas). Ergo kann eine zu kleine HD auch dazu führen, dass der Motor nicht die gewünschte Leistung entfaltet. Dies gilt vor allem für Tuningzylinder, auch für solche die den gleichen Hubraum wie das Original haben (DR, Polini etc).
Für die Originalkomponenten kann man die Größe der Hauptdüse an Hand der ABE bzw. teilweise Fahrzeugpapiere ermitteln. Häufig stehen zwei verschiedene Größen zur Wahl. Allerdings ist die optimale Einstellung nicht global für ein spezielles Setup anzugeben, sondern muss immer individuell für den entsprechenden Roller gefunden werden.
Komplexer wird es bei den getunten Varianten. Bedingt durch zusätzliche Boostkanäle und Kolbenfenster wird hier oftmals eine größere HD benötigt um das Optimum herauszuholen.
Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch die Kombination von Haupt – und Nebendüse (ND). Hier hilft leider oftmals nur sich auf Empfehlungen zu stützen und vor allem die Nebendüsenwahl durch Ausprobieren zu bestimmen. Hierzu sollte man zunächst die HD festlegen und dann sich an die korrekte Größe der ND durch Probieren heranzutasten.
Die ND lässt sich ohne Probleme im eingebauten Zustand wechseln, da seitlich außen angebracht.
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Wahl der Nebendüse
Wie zuvor schon beschrieben richtet sich die Wahl der ND oftmals nach dem Prinzip Ausprobieren. Aber auch hier gibt es schon ein paar Anhaltspunkte, mit denen man beginnen kann.
Grundsätzlich lieber eine neue Düse nehmen als irgendeine stockverdreckte oder im Werkzeugabteil Ersatzschrauben dahinvegetierende Düse.
Beim 16/10 SHB-Vergaser kam normalerweise eine 38 Düse zum Einsatz.
Beim 16/16 SHB-Vergaser kam normalerweise eine 42 Düse zum Einsatz.
Der Regel befolgend, dass man sich immer von fett Richtung mager vortastet (ein mageres Gemisch hat immer das Potential für zu geringe Schmierung und Kühlung), sollte man eher mit der 42er anfangen.
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